Ich sehe das Werk Ernst Peter Hubers aus der Sicht seines Schülers, der nahezu 9 Jahre bei ihm das Malen und Zeichnen erlernen und diese Erkenntnisse später in meinen Beruf als Restaurator für alte Gemälde einbringen durfte. Nie werde ich die von Fleiß erfüllten und doch so besinnlichen Stunden in Ernst Hubers Werkstatt vergessen. Er war ein äußerst begabter Pädagoge, geduldig und gütig, im guten Sinne wortkarg, sich immer auf das Wesentliche beschränkend. Für mich spielte sein großes Können, die Qualität seiner Kunst zunächst nicht die entscheidende Rolle. Sie war für mich eine gegebene Selbstverständlichkeit. Als Lernender war ich hauptsächlich mit seiner Maltechnik konfrontiert und konnte sie im Höhepunkt seines Schaffens beobachten, sie mir aneignen insoweit ich vom Meister darüber instruiert wurde
So will ich Ihnen kurz meine Gedanken mitteilen, wie ich die mir so wichtige Seite seines Schaffens beurteile, teils aus dem Miterleben heraus, teils aus der späteren Rekonstruktion seiner frühen und späten Arbeitsjahre. Der Künstler fußte durchaus in der Tradition der herkömmlichen, handwerklichen Maltechnik, die ihm zunächst von den alten Porzellanmalern seiner Zeller Kindheit vermittelt wurde. Er orientierte sich hauptsächlich an den Bleistiftzeichnungen des Zeller Malers A. Weiss, später an den wenigen für ihn erreichbaren Bildern des Haslacher Malers Sandhaas. In seinen frühen Zeichnungen kopiert Ernst Huber die mit dem Silberstift ausgeführte Technik dieser Meister. Gestrichelt, punktiert und zaghaft koloriert. Später geht er zum Kohlestift über, in einigen wenigen Fällen mit Weißhöhungen. Mit dem Studium an der Karlsruher Akademie wird dieser Entwicklung ein Ende gesetzt. Dort verließ man infolge des Einflusses der immer noch praktizierten Spätromantik und des Impressionismus jede handwerkliche Tradition. Man experimentierte. Der junge verunsicherte Künstler wendet sich fast nur der malerischen Qualität zu und schenkt der handwerklichen wenig Beachtung. Dies findet seinen Niederschlag im jugendlichen Selbstporträt von 1919. Keine Grundierung, kaum Vorzeichnung Tempera, vermischt mit Öl.
Erst im Laufe der Karlsruher und später der Berliner Jahre besinnt sich der Maler auf die alte Tradition, wohl angeregt durch die alten Meister in den dortigen Galerien und Museen. Heimgekehrt nach Zell beachtet er wieder gewissenhaft die herkömmliche Malweise, wie es sich in den Porträts seiner Eltern zeigt; Leim-Kreidegrundierung, sichere wenn auch sparsame Vorzeichnung, Tempera- Untermalung, dann Öllasur. Erst nach einem Jahr wird gefirnisst, insofern ihm die einzelnen Gemälde noch greifbar sind. Er vermeidet stark pastose Aufträge ebenso wie Metallisches und Industrielles im Farbpigment, beschränkt sich auf Natur- und Erdfarben und rieb manche Pigmente selber von Hand an.
Dann Ende der dreißiger Jahre in einer Zeit erfreulich vieler Aufträge leidet der gewissenhafte Farbauftrag am damals bereits auftretenden Mangel an qualitätsvollem Material. Er überspielt sichtlich mit bewundernswertem Können diesen Mangel und wendet sich in der Folgezeit fast ausschließlich dem Aquarell zu, wobei er die altmeisterliche Manier, vom Hellen ins Dunkle zu malen, die Vorzeichnung mit dünnem Pinsel ausführend, stark beachtet. Er erreicht in dieser Zeit eine faszinierende Leichtigkeit, die maltechnisch kaum nachvollziehbar ist. Dann, bei der plötzlich auftretenden Vorliebe für den Hochschwarzwald, wo er keine „Landschaften" mehr malt, sondern „Himmelschaften", wird die Farbgebung sowohl im Aquarell als auch im hin und wieder praktizierten Ölbild auffallend kompakt. Vorzeichnungen werden in einigen Fällen nochmals nachträglich betont. Beim durch den Militärdienst bedingten Aufenthalt in Frankreich und Holland kehrt der Künstler noch einmal kurz zur lavierenden Leichtigkeit der frühen Jahre zurück, was wohl als Versuch zu werten ist, das dort charakteristische silbrige Licht einzufangen, eine mehr stilistische als maltechnische Rückkehr.
Hans Kramer starb im September 2014. Er
wird uns immer als guter Freund in Erinnerung bleiben.